Stadtmusikanten

Ein Gesindemärchen hat der neuen Produktion von papst&co. Pate gestanden. In „Stadtmusikanten“ machen vier Musikerinnen und Musiker die Not zum Programm: Anstatt einen weiteren Nebenjob anzunehmen um sich über Wasser zu halten, entwickeln sie gemeinsam mit dem Produktionsteam einen Abend über Arbeits- und Lebensperspektiven. Ein theatrales Konzert über Wesen und Wert von Arbeit und den Balanceakt zwischen Beruf und Berufung.

„Stadtmusikanten“ ist sozusagen ein Versuch in Echtzeit. Via Aufruf haben papst&co.  Musikerinnen und Musiker mit verschiedenen Arbeitsbiographien gesucht, die bereit waren, eine Band zu gründen und in dieser Formation auch über das Theaterprojekt hinaus selbstständig aufzutreten. Die vier Performer, die sie in einem langen Castingprozess gefunden haben, überzeugen durch ihre musikalischen Fähigkeiten, ihre prägnanten Erzählungen und die Dringlichkeit ihres Anliegens, Musik zu machen. So begegnen wir auf der Bühne vier Menschen, die ihr Brot bisher unter anderem als Velokurier, Schafhirte, Reinigungskraft und Bürolistin verdient haben. Sie besetzen die Bühne wie die Bremer Stadtmusikanten weiland das Räuberhaus, erklären das Theater zur Konzertlocation und entscheiden sich gegen ökonomische Sicherheit und für maximale Freude.

«Stadtmusikanten» heisst das Projekt, in dem sich die junge Schweizer Theaterformation Papst & Co. auf un­gewöhnliche Weise Gedanken über die ­Bedeutung von Arbeit und Sicherheit macht. (…)Wie Esel, Hund, Katze und Hahn im Märchen das Räuberhaus erobern, machen sich die vier Frauen und Männer die Bühne zu eigen, mit Gitarrenrock und Duetten. Die individuellen Empfindungen verschmelzen zu Liedtexten: «Ich was suchen, ich nicht wissen wie finden», schreit sich die Blauhaarige die Wut von der Seele, und: «Ab und zu etwas Zukunft für mich!» Am Ende stehen sie alle am Bühnenrand und werden zu Recht heftig beklatscht, und womöglich haben sie noch viel Zukunft vor sich, als Band und als Formation. Isabel Hemmel, Tages-Anzeiger 20.08.2014

Sinnig sind die Bienenwaben (Bühne: Gabriela Neubauer), durch welche die Darsteller bisweilen ihre Köpfe oder Beine strecken. Statt fleissiger Insekten ist aber Sisyphus am Werk. Die Unbequemen passen nicht in die vorgefertigten Lebens-Schablonen. (…) Eine berührende Hommage an die «Generation Praktikum». Katja Baigger, NZZ 20.08.2014

Nach Zürich! Nach Zürich! Nun besetzen die Stadtmusikanten im Theater das Haus, es ist ihre Bühne für Verwandlungen. Sehr sprechend ist hier alles angelegt. Die Bühnenaufbauten setzen sich aus einzelnen Wabenelementen zusammen, die sich dann zu einer Landschaft (mit Kühen unter Palmen) fügen. Jeder Umbau gibt den Blick frei auf einen Teilbereich der Geschichte, bis sich die Prot­ago­nis­ten dann freigespielt haben. Im Kern sind sie alle Rockstars, das zeigen auch die Kostüme. Den Figuren wächst ein Flügel. Oder auch ein Kuhfell auf dem Rücken.Am Schluss liest Maxi Schmitz einen Text von hinten vor, als liesse sich auch das Leben rückbuchstabieren. Aber irgendwie ergibt alles einen Sinn. Wenn sie zusammenspielen, muss es eine Art haben – wie im Märchen von den Stadtmusikanten.  Stefan Busz, Der Landbote, 20.08.2014

Auch auf der Bühne setzt sich bei allen Kümmernissen und Tagträumen der vier Kreativen mit der Zeit der Drang zur Tat durch. Die Wabenwand wird abgebaut, und die Musiker treten mit einem wuchtigen Song in Aktion. «Ich was suchen, ich nicht wissen, wie finden», tobt die Schauspielerin, und der Groove haut gut in den Bauch. Da haben sich vier Grenzgänger zwischen Prekariat und Wunschtraum zu einer Band zusammen gerauft und man denkt: tolle Musik! Pirmin Bossart, Neue Luzerner Zeitung, 18.09.2014

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